Descartes Argumentationsschritte

 

Die [fiktive] Gesamtheit aller Aussagen wird in bezweifelbare und unbezweifelbare Aussagen geschieden. Descartes überlegt, woran man zweifeln kann, um Unbezweifelbares zu entde­cken.

 

Alle Aussagen, die äußere Sachverhalte [äußere Wirklichkeit] betreffen, erhalten den Status des nicht zweifelsfrei Gültigen. Genauer: "äußere Sachverhalte sind nicht zweifelsfrei erkennbar" soll heißen: "Aussagen über Äußeres sind in ihrer Gültigkeit nicht zweifelsfrei entscheidbar. [Dies werde ich in der Folge so auffassen, dass es bezüglich empirischer Sachverhalte keine Gewissheit prinzi­pieller Art (z.B. rein logische Evidenz) geben kann, sondern eben „lediglich“ empirische Evi­denz.] [Bezüglich äußerer Sachverhalte gibt es auch keine subjektive Gewissheit derart, dass die subjektive Gewissheit für sich genommen für die Behauptung des objektiven Faktums ausreichend wäre.]

 

Wittgenstein widerspricht dieser Art von Scheidung in bezweifelbare und unbezweifelbare Aussagen. Man kann entsprechend dem Kontext an allem zweifeln, aber nicht an allem zugleich.

 

Alle Aussagen mit probeweise suspendiertem Wahrheitsanspruch erhalten, sofern sie der Prü­fung und Aufmerksamkeit unterliegen, die Zuschreibung „Aussageinhalt X ist ein subjektiver Bewusstseinsinhalt“. Sie sind ein Inhalt unseres Denkens, etwas für uns Denkbares, das wir als „subjektiv tatsäch­lich“ auffassen und erwägen. Nach der skeptischen Einklammerung der äußeren Wirklichkeit verbleibt uns lediglich, von diesen Inhalten zu sagen: "Sie bekunden sich als subjektiv Gegebenes in unserem subjektiven Be­wusstsein." Der Passus "sofern der Prüfung und Aufmerksamkeit unterliegend" ist wichtig. Ein platonischer Himmel reiner Satzbedeutungen, Aussageinhalte und Denkbar­keiten, ohne Rücksicht auf subjektives Bewusstsein der Urteilsenthaltung reicht für den Fort­gang der Argumentation nicht aus.

Was hier in den Blick rückt, ist folgendes: die geistige Fähigkeit, sich Dinge vorzustellen, die Fähigkeit, Gedanken zu fassen und auf ihre Wahrheit hin zu beurteilen. Entgegen sonstigen Kontexten, in denen Subjektivität mit Distanzlosigkeit korreliert, stellt sich hier die Subjekti­vität des Menschen als eine Art von Distanzierungsvermögen (bezüglich Ansichten und Mei­nungen aller Art) heraus.

 

Zusatz: Wenn wir sagen, dass bestimmte Aussagen oder Aussageninhalte als subjektive Gegebenheiten [im subjektiven Bewusstsein] existieren, so müssen wir eigentlich sagen: „die Denkinhalte sind etwas, das sich im subjektiven Bewusstsein zu mani­festieren vermag.“ Dieser Zusatz erfolgt deshalb, weil wir zu verschiedenen Zeiten eventuell dieselben Aussagen bzw. Aussageinhalte zu vergegenwärtigen vermögen, obwohl ein bestimmter Moment des Bewusstseinsstromes in seiner ganzen, möglicherweise unerschöpflichen Fülle niemals wiederkehrt. Das Phänomen „Zeit“ erweist sich hier als ein Prinzip der [möglichen] Wiederkehr [Wiederholung] von Identischem [oder zumindest Ähnlichem] in un­terschiedlichen Konstellationen.

 

Wittgenstein widerspricht erneut: eine in Sprachspielen sich vollziehende Argumentation fordert mehr als "innere" Voraussetzungen: eine Sprache über introspektiv Gegebenes kann mangels objektiver Kriterien nicht intersubjek­tiv argumentieren. Er bringt das Beispiel mit dem Käfer in einer Schachtel, in die nur ein einziger Mensch hinein­sehen kann, alle anderen unter keinerlei denkbaren Umständen. Das Privatsprachenargument [eventuell: die Privatsprachenargumente] löst [lösen] die rein innere Subjektivität des Denkens auf in eine eher adverbiale Komponente menschlichen Verhaltens. [Möglicherweise auch in "performative" Sprachspiele der Subjektivitätsbekundung wie z. B. "seinen Gefühlen Luft machen."] Die Konzeption einer prinzipiell privaten Subjektivität entspringt demnach aus einer linguistischen Fehldeutung: bei den Prädikaten für das angeblich so streng privat Subjektive handele es sich um dispositionale Prädikaten für beobachtbares Verhal­ten. Das ist linguistisch motivierter Behaviourismus.

 

Im Arrangement des methodischen Zweifels erhalten subjektive Bewusstseinsinhalte unsere Aufmerksamkeit. Verschiedene Inhalte sind in subjektivem Bewusstsein „gegeben“. Ein un­bewusster Inhalt subjektiven Denkens würde von Descartes vermutlich als contradictio in adjecto [hölzernes Eisen] abgelehnt ('unbewusstes Bewusstsein').

 

Hier widersprechen alle Befürworter der Existenz unbewusster und dunkler Vorstellungen: Leibniz, Wolff, Kant, J. F. Herbart, Schopenhauer, Carus, Fortlage, Fechner, E. v. Hartmann, Nietzsche, Lipps usw. usw.. Der subjektive Bewusstseinsstrom [heute: ‚stream of conscious­ness’] ist nach ihnen allen in nur geringem Maße durch Aufmerksamkeit "illuminiert" [So Kant in der Anthropologie]. Die dunklen Bewusstseinsinhalte, wenn es sie gibt, müssen m. E. als mittelbar bewusste eingeführt werden und setzen voraus, dass es zumindest einige Bei­spiele für unmittelbare Gegebenheiten (Inhalte) des subjektiven Bewusstseins gibt, z.B. Wahrnehmungsbewusstsein, Bewusstsein von Empfindung u. dgl. .

M.E. ist zu unterscheiden: Die Evidenz des subjektiv gegebenen Wahrnehmungsinhalts, z.B. „mir scheint, die Sonne scheint“ [bzw. das subj. Bew. des entsprechenden Aussageinhalts] und die Evidenz bezüglich der Existenz des denkenden Subjekts selbst, das sich das Wahr­nehmungs- bzw. Empfindungsbewusstsein zuschreibt, ohne einer Fehlidentifikation bezüglich seiner selbst zu unterliegen [unterliegen zu können].

 

Subjektives Bewusstsein ist ein Inneres unräumlicher/ unkörperlicher/ immaterieller Art.

Unsere Aussagen wurden in nicht zweifelsfreie Behauptungen von äußeren Tatsachen und unbestreitbare [zweifelsfreie?] Aussagen bezüglich innerer, subjektiver Gegebenheiten ge­schieden. Es gibt demnach zwei Arten von Erkenntnis (bezweifelbare, mehr oder weniger nur hypothetisch gültige, und absolut sichere, d. i. unbezweifelbare), denen zwei Arten von er­kennbarer Wirklichkeit entsprechen, die streng geschieden werden. Materielle Tatsachen der äußeren Wirklichkeit und subjektive, mentale Phänomene stehen unter grundsätzlich ver­schiedenen Bedingungen ihrer Erkennbarkeit, sie bilden demnach auch ganz verschiedene Bereiche erkennbaren Seins.

[Objektive Erkenntnis ist eine solche, bei der die Möglichkeit des Irrtums prinzipiell besteht. Sie gehört für Descartes in die Sphäre dessen, woran man zweifeln kann. Es ist klar, dass die­ser Begriff von Bezweifelbarkeit vom alltäglichen Begriff des Bezweifelbaren abweicht, weil er lediglich zum Ausdruck bringt, dass es für viele Behauptungen keine absolute Evidenz gibt. Gerade objektive Erkenntnisse unterliegen prinzipieller Fallibilität (Irrtumsmöglichkeit). An­ders gewendet: Objektive Erkenntnisse sind solche, von denen man nicht mit absoluter Si­cherheit wissen kann, ob es Erkenntnisse sind. Das schließt allerdings nicht aus, dass es eine für alltägliche Zwecke hinreichende Sicherheit dieser Erkenntnisse gibt.]

Die Subjektivität des Denkens besteht nach Descartes darin, dass etwas "derart in uns ge­schieht, dass wir uns seiner unmittelbar aus uns selbst bewusst sind." (Principiae, § 9) Nur diese Art von Subjektivität, die subjektives Gegebensein subjektiver Bewusstseinsinhalte meint [im Gegensatz zu objektiv feststellbaren Sachverhalten], enthält unbestreitbar [„unmit­telbar“, unzweifelbar?] Gegebenes. Dasjenige, dessen wir uns unmittelbar aus uns selbst be­wusst sind, ist das 'lediglich' Subjektive. Seine Unmittelbarkeit und Unbezweifelbarkeit ist dasselbe.

Die Aussage, dass ich zu bestimmter Zeit mich in bestimmten subjektiven Bewusstseinszu­ständen befunden habe oder befinde, stellt eine mehr oder weniger objektive Aussage über meine Subjektivität dar und beinhaltet [in der Regel] die Behauptung von Dispositionen zu beobachtbarem Verhalten im Zusammenhang äußerer Geschehnisse. Eine solche Aussage beinhaltet [in jedem Fall] den Anspruch auf eine allgemein verständliche zeitliche Datierung und erfordert allein schon deshalb die Anknüpfung an äußere, auch räumlich lokalisierbare Geschehnisse. - Die intersubjektive Zeit (wann und wie schnell?) ist ein vergleichendes Maß von Veränderungen an räumlich Existierendem. - Dieser Schritt führt hinaus über Descartes subjektives Bewusstsein mit seinen unbestreitbaren (zweifelsfreien?) Inhalten, er läuft hinaus auf die Behauptung objektiv feststellbarer Sachverhalte. Ebenso greift die Rede von einem Wirkungszusammenhang zwischen subjektivem und objektivem Dasein über die zweifelsfrei gegebenen subjektiven Denkinhalte hinaus.

Subjektives Bewusstsein (von etwas) ist ein Etwas, für dessen Existenz keine objektiven Kri­terien existieren, weder physiologischer noch verhaltensmäßiger Art: subjektives Gegebensein (für die jeweils erste Person singularis) ist hinreichendes Kriterium seiner (lediglich subjekti­ven) Existenz.

Das Phänomen der subjektiven Schmerzempfindung lässt sich - wie oft geschehen - als Bei­spiel für die erstaunliche Eigenschaft des Subjektiven heranziehen. Objektive diagnostische Befunde sind kein zwingendes Kriterium dafür, dass ein entsprechender Schmerz subjektiv empfunden wird, wenn er nicht "wirklich" subjektiv empfunden wird. Und umgekehrt: Schmerz ohne jeglichen relevanten Befund ist tatsächlich denkbar, weil es eben lediglich auf die Subjektivität der Empfindung ankommt. - Ähnlich verläuft die Überlegung, wenn man verhaltensmäßige Kriterien für die Subjektivität des Schmerzes heranzieht: Wer sich so ver­hält, als ginge es ihm gut (ein "Superstoiker" gemäß H. Putnam), der kann von Schmerz betroffen sein, und wer uns durch sein Gebaren von seinem Schmerz überzeugt (ein "Supersimulant"), hat eventuell gar keinen Schmerz. Ich versage es mir, extreme Beispiele auszudenken: das Prinzip des sub­jektiven Gegebenseins kommt in Descartes Ansatz unmittelbarer Bewusstseinsinhalte, die im Gegensatz zu jeglicher objektiver Behauptung stehen, wahrscheinlich am besten zum Aus­druck.

Das 'paradoxe' Kriterium reiner Subjektivität: Wenn es für etwas prinzipiell keine ob­jektiven Kriterien (weder dafür, was es ist, noch dafür, dass es existiert) geben kann und es dennoch existiert. Subjektives ist kein objektives Etwas, aber auch nicht ein Nichts.

Descartes Subjektivität kann nur schwer mit objektiv gegebenen Ereignissen verknüpft wer­den. Die Verknüpfung würde auf objektive Kriterien für das Gegebensein des Subjektiven und seines Zusammenhanges mit objektiven Sachverhalten hinauslaufen.

 

Der Dualismus von körperlicher und geistiger Wirklichkeit stellt die Ontologisierung der zu­nächst epistemischen Unterscheidung des Descartes (in Bestreitbares und Unbestreitbares, Bezweifelbares und Unbezweifelbares) dar. Die subjektiv sich bekundenden Inhalte des subjektiven Bewusstseins führen uns auf die Annahme von subjektiven Gegebenheiten, die [eventuelle] Wahrheit der Behauptung von Äußerem auf die Annahme von objektiven Gegebenheiten. Es entsteht das Problem des Zusammenhangs dieser beiden nunmehr scharf geschiedenen Bereiche. [In vielen "praktischen" Fällen des normalen Lebens muss das derart Subjektive vom derart Objektiven einer [zur Debatte stehenden] kundgebenden Verlautbarung unterschieden werden. Das kann leicht zu ausufernden Diskussionen führen.

Die Frage: "Wie können [objektiver] Körper und [subjektiver] Geist zu­sammen bestehen und zusammen wirken?" hat Descartes' Nachfolger zu sonderbaren Entwür­fen getrieben. D. selbst hatte erwogen, dass die Seele zwar die Richtung der Lebensgeister, nicht aber die Quantität der Bewegung in der äußeren Welt ändern könne. (Descartes verfocht den Erhaltungssatz bezüglich der Bewegungsenergie als physikalisches Gesetz [der nur ‚falli­bel’ [bezweifelbar] erkennbaren äußeren Wirklichkeit]. Seine besten Schüler erkannten die Inkonsequenz und erklärten, es sei völlig ausgeschlossen, dass der Geist irgend etwas in der äußeren Welt bewegen könne. Unter dem Namen Occasionalismus tritt z. B. die These auf, dass Gott selbst uranfänglich die äußere und innere Wirklichkeit derart geschaffen haben muss, dass innere und äußere  Ereignisse korrelieren, ohne sich im mindesten wechselseitig zu beeinflussen. Gott hat die parallelen Ereignisreihen so konstruiert, dass jeweils ein äußeres Ereignis "bei Gelegenheit" eines inneren geschieht, ohne dass es einen ursächlichen Zusam­menhang zwischen ihnen gäbe.

Ebenso erscheint mir die Leibniz'sche prästabilierte Harmonie fensterloser Monaden als ein Folgeprodukt der radikal subjektiven Subjektivität des Bewusstseinsinneren. Hier lehrt einen die Philosophie in der Tat das Erstaunen über alltägliche Dinge.

 

Leibniz erkannte zwei schwerwiegende Schwierigkeiten in Descartes Auffassungen: Die Lebensgeister des Des­cartes sind materielle Botenstoffe. Für materielle Partikel gilt aber nicht nur ein Erhaltungssatz bezüglich Bewe­gungsquantität (aus heutiger Sicht besser: kinetischer Energie), sondern auch ein Satz der Impulserhaltung.  Im­pulsänderung materieller Teilchen allein durch den subjektiven Geist wäre demnach Impulsänderung ohne mate­rielle Ursachen, stünde also im Widerspruch zur anzunehmenden Impulserhaltung. – Zweitens nahm L. Anstoß an der Leugnung unbewusster Perzeptionen und unterschied zwischen Perzeption und Apperzeption. Apperzeption ist für ihn die reflexive Erkenntnis des ‚inneren’ Zustands, d.i. das subjektive Bewusstsein einer bestimmten Wahr­nehmung.

Dass D. Lebensgeister materielle Entitäten sein sollen, sehen wir im 4. Teil der Principia, § 190, wo er beschreibt, wie diese Lebensgeister aus dem Gehirn durch die Nerven in die Muskeln getrieben werden, wodurch sich z.B. die Herzöffnungen dehnen: also handelt es sich um eine Art materieller Botenstoffe.

Leibniz' Kritik wegen der Impulserhaltung findet sich in § 80, Monadologie: „Er hat jedoch geglaubt, die Seele könnte die Richtung der Körper ändern. Aber das konnte er nur, weil man zu seiner Zeit das Naturgesetz von der Erhaltung derselben Gesamtrichtung in der Materie nicht kannte. Hätte er dieses gekannt, so wäre er auf mein System der prästabilierten Harmonie ge­kommen.“ – Man sieht, dass L. eine Lösung der von D. hinterlassenen Problemstellung beansprucht.

 

Die subjektiv innere Wirklichkeit [des Denkens] ist subjektgebunden. Die Denkinhalte besit­zen Subjektbezug. Das Subjekt muss existieren, damit sie als dem Subjekt zugehörig existie­ren können.

 

Hier widerspricht D. Hume, der das Innere des menschlichen Geistes aus einer Erinnerungs­relation über den Impressionen allererst konstruieren bzw. "konstituieren" möchte  Als effek­tiv Gegebenes der inneren Wahrnehmung lässt er nur die wechselnden Wahrnehmungsinhalte gelten. - Kant bezieht eine sonderbare, eigens zu betrachtende Zwischenstellung: "die Mög­lichkeit einer Scheinexistenz des Subjekts, also der Seele, mag ihm nicht immer fremd gewe­sen sein." (Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 54)

 

Die Substanzialität des Subjekts: Wenn es Gedanken gibt, die lediglich derart existieren kön­nen, dass sie einem Subjekt inhärieren [müssen], dann gibt es auch etwas, dem sie inhärieren: die res cogitans, die denkende Substanz.

 

Hier verweigert Kant die Gefolgschaft: eine Unterscheidung von substantiellem und akzidentiellem Sein kann nur bezüglich raum-zeitlicher Gegebenheiten Erkenntnisinhalt besitzen. Rein geistige, nicht-körperliche Substanzen sind zwar widerspruchsfrei denkbar aber theoretisch unerweislich. Der Begriff der denkenden Substanz ist ein leerer Begriff außerhalb jeglicher Anschauung, die ihm Inhalt verschaffen könnte. Kant spricht zwar vom "logi­schen Ich", von der "synthetischen Einheit der Apperzeption", von der "Form des Bewusstseins" usw., verweigert aber den Schritt vom Subjekt des Denkens zur denkenden Substanz. Da es zwingende, in der Natur der Vernunft selbst liegende Gründe gebe, einen solchen Fehlschluß zu leisten, enthält die K. r. V. eine Darstellung von Paralo­gismen der reinen Seelenlehre. Diese Paralogismen stellen den Versuch dar, die Existenz einer einfachen, einzigen, immateriell-geistigen Substanz zu erweisen, wobei aus der Tatsache, dass Einfaches etwas ist, wovon man kein Stück wegnehmen kann, letztlich die Unsterblichkeit der menschlichen Seele gefolgert werden soll. - "Es sind Sophistikationen, nicht der Menschen, sondern der reinen Vernunft selbst, von denen selbst der Weiseste unter allen Menschen sich nicht losmachen, [...], den Schein aber, der ihn unaufhörlich zwackt und äfft, niemals völlig loswerden kann." (B 397)

 

Das denkende Subjekt ist ein wesentlich denkendes Wesen.

 

Hier widerspricht Schopenhauer, der im Subjektiven der Introspektion einen drängenden, unbefriedigten, allenfalls mittelbar bewussten Willen erkennt, dem letztlich nichts Genüge leisten kann. Der Wille bringt hervor: Unruhe, Affekte, Leidenschaften, Emotionen und nur in sekundärer Weise einige klar strukturierte Vorstellungen, die in der Hauptsache seinem blinden Streben dienen. Die Gegebenheiten der Introspektion sind hier hauptsächlich: Willensphänomene und Willenssymptome, Emotionales und Affektives. W. Busch schließt, scheinbar harmlos, daran an: "Eines weiß man doch hienieden, nämlich, wenn man unzufrieden." (Die Knopp-Triologie)

 

Die Gegenpositionen zu Descartes in Punkt 4 und 7 finden bei dem Postfreudianer Lacan eine prägnante Formulierung: "das, was ich denke, bin ich nicht und das, was ich bin, denke ich nicht." Diese Position wurde vor Freud von Schopenhauer und Nietzsche verfochten. Sie ver­schmähten es nicht (im Gegensatz zu vielen Logikern und Erkenntnistheoretikern), ihre Philo­sophie auf ein psychologisches Fundament aufzusetzen.