Es war immer wieder alles anders.

 

Vor 500 Millionen Jahren, tief in der Zeit des Erdaltertums, lag Ureuropa auf der südlichen Erdhalbkugel, noch südlich des 30. Breitengrads.

 

Vor 360 Millionen Jahren lag Ur-Europa immer noch südlich des Äquators. Das Klima war tropisch feucht.

 

Vor 270 Millionen Jahren, immer noch Erdaltertums, lag das Gebiet des heuti­gen "Rhein­land-Pfalz" in Äquatornähe, am südlichen Rand von Ureuropa. Von der Umgebung des heuti­gen Saarlouis bis zum Gebiet des heutigen Alzey erstreckte sich ein Süßwassersee von ca. 3500 km2,[der heutige Bodensee: 900 km2]] Im sauerstoff-durchlüfteten Wasser des damaligen Rie­sensees existierte eine rege Vielfalt damals üblicher, tropischer Lebensformen. Auf dem Grund des Sees dagegen herrschten infolge der fast völliger Sauerstofflosigkeit ex­trem le­bensfeindliche Bedingungen. Diesen Umständen danken wir günstige Bedingun­gen für die Fossilisation damaliger Organismen. Die toten Körper, so­fern sie dem Heißhunger aasfres­senden Zeitgenossen entgehen konnten, sanken hinab auf den Grund des Sees und fan­den im sauerstoffarmen Schlamm ihre letzte Ruhe. Vielleicht war es auch im Einzelfall ein abge­nagtes, aber unversehrtes Skelett, was da in den lebensfeindlichen Schlammgrund hinabsank.

Als Spur aus dieser Zeit fand man vor einigen Jahren, 15 km nördlich von Kaiserslautern, bei Heimkirchen, in den Süßwassersedimenten aus dieser Zeit, das Skelett eines ca. 2 m langen Süßwasserhais. Das bereits fossilisierte Skelett ist in vulkanischem Magma, während ei­nes Zeitalters vulkanischer Erdtätigkeit ,aufgebacken“ worden und ist derart in besonders effizienter Weise konserviert. Es ist heute im Museum GEOSKOP zu besichtigen, einer Außenstelle des Bad Dürkheimer Pollichia-Naturkundemuseums auf der Burg Lichtenberg bei Kusel.

Man stelle sich nur vor, dass dort, wo wir heute den idyllischen Landstrich des Landkreises Kaiserslautern vorfinden, vor langer Zeit gefährliche Nackenstachelhaie ihr räuberisches Le­ben führten.

Eine fern-östliche Bemerkung: Der tote Körper des Haies fand im Schlammgrund des Sees eine zeitweilig unbewegte Ruhestätte, die seine Fossilisation ermöglichte, der innere Drang des damaligen Wesens, als ein unerschöpftes Prinzip gefährlicher Ruhelosigkeit, fand dage­gen keine Ruhe und reinkarnierte seither unzählige Male.

 

Es gab Zeiten, wo das Klima Ureuropas tropisch feucht war, und es gab Zeiten, wo es wüs­tenartig trocken war.

 

Vor 100 Millionen Jahren, im Erdmittelalter zur Zeit der Saurier, lag Ureuropa 30 Grad nörd­lich des Äquators.

 

Vor 60 Millionen Jahren war die gesamte Erde einschließlich der Polkappen eisfrei. Im Rhein schwammen Nilpferde, subtropische Wälder dehnten sich in weiten Teilen Europas aus.

 

Vor etwa 30 Millionen Jahren [Alttertiär] lag in Mitteleuropa eine andere Land-Meer-Vertei­lung vor als heute. Überreste zahlreicher Tiere und Pflanzen zeugen von der Artenvielfalt damaligen Lebens, wie sie sich unter dem damals subtropischen Klima auszubreiten ver­mochte.

Zwischen der damaligen Nordsee und dem tertiären Mittelmehr bestand entlang einer schmalen Senkungszone eine zeitweilige Meeresverbindung. Vor 20 Millionen Jahren begann sich das Meer aus dem Rheintalgraben [endgültig?] zurückzuziehen.

 

Der Rhein fließt erst seit knapp 2 Millionen Jahren durch die Tiefebene nach Norden ab. ‚Ur­sprünglich’ einmal mündete er in die Donau.

Es gab Zeiten, da mündete der Rhein in die Donau, und es gab Zeiten, da war die Themse ein Nebenfluss des Rheins. - Oder der Rhein ein Nebenfluss der Themse. - Es erhebt sich die Frage, was der Rhein selbst, bei so viel Veränderung, eigentlich ist. Was den Rhein „als sol­chen“ oder „für sich selbst genommen“ ausmacht, wie man in gehobener philosophischer Diktion sagen könnte. Was sein „Wesen“ ist. Es ist eine bekannte philosophische Frage, worin die Identität eines Be­zeichneten im alles verändernden Fluss des Geschehens besteht. So wurde an dem Schiff des The­seus so lange repariert, bis kein einziger der ursprünglichen Bestandteile mehr an ihm war. Da fragt es sich, was an den konkreten Dingen wir zu bezeich­nen vermö­gen. Einen theoretischen Überbau der unbenannten Einzelbestandteile im strömen­den Fluss des Geschehens?

 

Vor 125000 bis 80000 Jahren, nach erdgeschichtlichem Maßstab also erst kürzlich, gab es Wald-Ele­fanten und Warmzeitnashörner in Europa. Die Natur neigte in dieser Zeit, wie so oft, zur Ausschweifung und Maßlosigkeit. Es existierten z. B. im Rhein­graben, in waldfreien Zonen, Hirsche, deren Geweih eine Spannweite von vier Metern auf­wies. Diese Tiere waren infolge des hinderlichen Geweihs für’s Waldleben ungeeignet. Unsere menschlichen Vorfah­ren, die es zu dieser Zeit schon gab, wagten es nicht, diese mächtigen Tiere zu jagen, beson­ders dann, wenn es sich im seltenen Einzelfall um einen wei­ßen Hirsch handelte.

 

Vor 20000 Jahren lag das Eis 100 Meter hoch über Ost-Holstein.