Eine andere, „gewagte“
Ausdrucksweise: "Die bloße Denkbarkeit des absoluten Subjekts des Denkens
beinhaltet das Erfordernis (Notwendigkeit) seiner Existenz." Hierin liegt
eine Nähe zum sogenannten "ontologischen
Gottesbeweis". Als Abgrenzung dagegen gilt mir folgendes: das absolute
Subjekt wird gedacht als absolute, nicht hintergehbare Grenze der Abstraktion,
seine Existenz ist identisch mit der Existenz der Form des Bewusstseins bzw.
des Denkens überhaupt, der Gottesbegriff dagegen enthält das Merkmal der
allumfassenden, absoluten Seinsfülle.
Wegen. des allumfassenden
Charakters dieser Fülle entfällt die Möglichkeit äußeren Bedingtseins
(dieser Ganzheit). Die Existenz des Ichs dagegen schließt ein anderes seiner
selbst nicht aus, sondern beinhaltet lediglich die Denkbarkeit dieses Subjekts
in Beziehung auf alles andere, wobei dieses andere durch diese Beziehung den
Charakter der Denkbarkeit besitzt.
Der spekulativ-metaphysische
Gottesbegriff bezieht sich auf den Inbegriff an denkbarem Inhalt überhaupt, auf
die Gesamtheit (Einheit, Ganzheit) an prädizierbarem
Sosein überhaupt. Der Begriff eines solchen Wesens enthält das Merkmal der
Ganzheit, der Einheit, Einzigartigkeit und Einmaligkeit per definitionem. Es
geht um den Inhalt, das Was dessen, das gedacht werden kann, d. i. der
(denkbare) Inbegriff dessen, auf was das denkende Subjekt sich denkend zu
beziehen vermag. Dieses ens summum
der theoretisch-metaphysischer Spekulation ist (das) All der Realität (omnitudo realitatis).
Der Begriff „Welt“ ist
ebenfalls Begriff eines Ganzen: derjenige Teilbereich des Denkbaren, dem wir
raum-zeitliche Existenz zuschreiben, d. i. die Gesamtheit des raum-zeitlich
Existierenden, d. i. das Universum, das Weltall. In dieser Bedeutung kann es
nur ein Universum, nur eine einzige Welt geben.
Hier entsteht allerdings ein
Sonderproblem: Es könnte jemand die Einheit verschiedener Räume und Zeiten
bezüglich einer allumfassenden allgemeinen Ordnung des Neben- und Nacheinander
bestreiten. Die Frage ist hier, inwieweit es uns gelingt, von verschiedenen Universen zu sprechen, die nicht als Teile eines
Hyperuniversums anzusehen sind. Fiktionen von Paralelluniversen,
die durch 'Wurmlöcher' miteinander in Verbindung stehen, erfüllen m. E. diese Bedingung nicht. Deshalb erkenne ich
diese Fiktionen nicht als Instanz gegen die (gedachte, bzw. denkbare) Einheit
des Raum-Zeitlichen an. (Die Einheit des Raum-Zeitlichen besteht in seiner
Denkbarkeit.)
Gewissermaßen liegt es nahe,
dasjenige Denkbare, dem wir raum-zeitliches Bestehen zuschreiben, als
raum-zeitlich sich manifestierende Denkbarkeit aufzufassen. Insofern ist die
Welt die Erscheinungsform gedachter [bzw. irgendwie denkbarer] absoluter
Seinsfülle.
Mit interessanter
Mehrdeutigkeit hat Schelling die Welt als "Abfall des Absoluten"
bezeichnet. Abfall ist erstens das Abgefallene (von etwas) und zweitens der
Müll, den wir produzieren, ohne dass er der eigentliche Zweck unseres Tuns ist. Das absolute Inhalt unseres Denkens ist die nicht-empirsche Existenz des Subjekts, aber diese Existenz
ist ohne die Beziehung auf anderes [Beimengung von anderen Inhalten] nicht in
unserem Bewusstsein gegeben. Wir müssen [etwas] denken, um uns der
Nicht-Hinweg-Denkbarkeit des Subjekts zu vergewissern.
Absolutes Subjekt und
Denkbarkeit überhaupt sind korrelativ in dem Sinne,
dass das Subjekt Denkbares (von Denkbarem) denkt. Im Falle des ontologischen
Argumentes [in verschiedenen Spielarten bei Anselm, Descartes, Spinoza und Leibniz] versucht man zu beweisen: die
erkennbare Notwendigkeit der Existenz eines Inbegriffs an denkbarem Inhalt
überhaupt, d. i. die (notwendige) Existenz eines Inbegriffs an Realität.
[Denkbarer Inhalt, das ist zunächst: begrifflicher Inhalt, Inhalt an prädizierbarem Sosein, also Klassifikationsmerkmal, in der
Folge dann propositionaler Inhalt, d.i. Aussageinhalt, ausgesagter Sachverhalt. Erkenntnis [Wissen,
Kenntnis usw.] tritt demgemäß auf vermittelst von Begriffen, Aussagen und
mittelbaren Schlussfolgerungen.]
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