Ein Loch ist dort, wo nichts
ist, sagt der Spötter. Das Ich selbst bleibt, wenn ich von allem Inhalt meines
Denkens abstrahiere. Das Wissen um die Existenz des reinen Subjekts bleibt,
wenn wir alle Behauptungen, die im entferntesten Sinn
bezweifelbar sind, beiseite stellen. Wir entdecken dann die Unhintergehbarkeit
des Denkens (selbst im Traum!), sein Nicht-nicht-sein-können,
gleichgültig, was ansonsten noch als gültige Wahrheit oder Scheinbarkeit in
Betracht kommen könnte. (Die Existenz des so verstandenen
("inhaltsleeren") Ich ist Bedingung "der Möglichkeit" des
Denkens, oder "Bedingung des Denkens überhaupt", "Form des
Bewusstseins": das ist Kantische Terminologie.)
Als Ergebnis der D.schen Meditation wird oft genannt: "cogito ergo sum". Ich möchte
nicht behaupten, dass diese Auskunft falsch sei, aber sie verfehlt den
springenden Punkt. Das Wesentliche ist die Auszeichnung des "ich denke,
ich existiere" als ausgezeichneter und einziger Gegenstand einer ganz
spezifischen Gewissheit. Ein unbefangener Hörer der Philosophie mag denken:
„der Tatsache meiner eigenen Existenz bin ich mir ganz ohne Kopfzerbrechen
bewusst“, während Descartes das fast aberwitzige Szenario seiner
Zweifelsmethode entwirft, um die Wahrheit des unscheinbaren Aussageinhalts
"ich existiere" zu erkennen. - Descartes Ergebnis ist nicht allein
die Aussage „Ich existiere“, sondern auch die ganz besondere Qualität dieses
Aussageinhaltes. Die Gültigkeit dieses ganz besonderen Aussageinhalts steht im
Verhältnis zur Undenkbarkeit des Gegenteils. Die Gültigkeit dieser speziellen
Aussage ist in einzigartiger Weise unbezweifelbar.
Aufgrund der Zweifelsmethode
ergibt sich zwanglos die unkörperliche 'Natur' des gedachten bzw. denkbaren
Subjekts: es kann kein körperlicher Gegenstand sein, da 'körperliche'
Gewissheiten aus der Betrachtung ausgesondert wurden. Der Ausdruck 'ich' wird
damit mehrdeutig. 'Ich' kann eine körperliche Person mit einer Biographie in
der Welt bezeichnen, 'ich' kann aber auch ein immaterielles Subjekt rein
denkbarer Art bezeichnen, auf das denkbare Inhalte bezogen werden. Das Subjekt
der Subjektivitätszuschreibung [„dem Subjekt des Denkens werden wechselnde
Gedankeninhalte zugeordnet bzw. zugeschrieben“] wird sich in der Meditation
einer ganz besonderen Art von garantierter Existenz bewusst. Ob diese Art von
Existenzgarantie ein Unsterblichkeitsbewusstsein (bezüglich wessen?) darstellt,
ist eine weiterführende Frage. Sie führt uns in die Paralogismenkapitel von
Kants 'Kritik der reinen Vernunft'.
Für Descartes gilt: Das
eigentliche Beweisziel, das Descartes zu erreichen glaubt, ist nicht die
Unsterblichkeit der Seele, sondern die Unterscheidung [distinctio]
von geistiger und körperlicher Natur. [Meditationes,
Synopsis]
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